Was versteht man eigentlich unter "geplante Obsoleszenz"?
Dass Produkte verschleißen und irgendwann nicht mehr zu gebrauchen sind, ist logisch. Dass extreme Kurzlebigkeit in einigen Fällen sogar geplant sein könnte, dürfte jedoch einigen neu sein. In welchem Sinne existiert das Phänomen der geplanten Obsoleszenz und welche Gegenstände gehen häufig damit einher?
Der Begriff Obsoleszenz geht auf das lateinische obsolescere zurückt und kann mit “sich abnutzen” oder “veralten” übersetzt werden. Als Überbegriff beschreibt er die Alterung von Produkten, welche dadurch nicht mehr in der gewünschten Weise funktionieren oder gänzlich den Geist aufgeben.
Gewollte Sollbruchstellen?
Ob es die geplante Obsoleszenz im Sinne bewusst eingebauter Mängel in Produkten gibt, darüber scheiden sich die Geister bis heute. Historisch gesehen besteht daran jedoch kein Zweifel. So gab es in den 1920er-Jahren Absprachen und aufwendige technische Bestrebungen in der Glühbirnen-Industrie, um die Lebensdauer von Glühlampen auf tausend Stunden zu begrenzen. Das Ziel dahinter war, die Verkaufszahlen zu steigern und wurde einige Jahre später sogar als Herangehensweise in Betracht gezogen, um der Wirtschaftskrise entgegenzuwirken. Und heutzutage?
Viele haben es vermutlich schon selbst erlebt: Man kauft sich ein neues technisches Produkt und nur ein oder zwei Monate nach Ablauf der Garantiefrist geht es kaputt. Steckt dahinter geplante Obsoleszenz? Zwar gab es einige Studien, die versuchten, den gezielten Verschleiß von Produkten festzustellen, doch ist dieser nur extrem schwer nachweisbar. Um etwa den Verschleiß einer Waschmaschine im Laufe von zehn Jahren zu bestimmen, muss diese neun Monate im Dauer-Einsatz sein. Auffällig ist jedoch, dass die Nutzungsdauer von Geräten abgenommen zu haben scheint. Dafür gibt es viele Gründe, die auf unterschiedliche Formen der Obsoleszenz zurückzuführen sind.
Arten der Obsoleszenz
- Funktionelle Obsoleszenz
- Qualitative Obsoleszenz
- Ökonomische Obsoleszenz
- Psychologische Obsoleszenz
Die funktionelle Obsoleszenz ist das Ergebnis technischen Fortschrittes. Beispielsweise wurden Schallplatten durch Kassetten, später durch CDs, MP3-Dateien und inzwischen durch digitale Streaming-Möglichkeiten ersetzt. Doch nicht alle Neuerungen haben einen Mehrwert für Nutzer*innen; in einigen Fällen gibt es nur feine Nuancen, die die funktionelle Obsoleszenz von der geplanten Obsoleszenz unterscheiden. Etwa dann, wenn ältere Geräte aufgrund der Einstellung von Updates kaum mehr verwendet werden können, obwohl sie noch funktionieren.
Unter qualitative Obsoleszenz versteht man den vorzeitigen Verschleiß von Produkten. Obwohl der Einsatz hochwertigerer Technologien oder Materialien für Hersteller manchmal nur den Einsatz von ein paar Cents mehr bedeutet, wird dennoch darauf verzichtet. Nachhaltigkeit und der Wunsch nach einer längeren Haltbarkeit von Produkten werden hintangestellt, der Kostendruck und die möglichst billige Erzeugbarkeit von Gütern scheinen wichtiger. Dies ist etwa bei Fernsehern der Fall, die bereits wenige Jahre nach dem Kauf Störstreifen oder Bildschirm-Ausfälle aufweisen.
Häufig geht die qualitative Obsoleszenz Hand in Hand mit der ökonomischen Obsoleszenz. Nämlich dann, wenn die Reparatur-Kosten wesentlich teurer sind als eine Neuanschaffung. Besonders ärgerlich ist das, wenn die Garantie erst kürzlich überschritten wurde, und es keine Ersatzteile mehr gibt oder diese, im Vergleich zur Anschaffung eines gänzlich neuen Produkts, nur zu eklatant hohen Preisen im verkauft werden. Dubios erscheint die Häufigkeit solcherart Vorkommnisse vor allem deshalb, weil es in der heutigen Zeit kein Problem wäre, Produkte zu erzeugen, die zehn oder sogar zwanzig Jahre halten. Dies wäre einfach umsetzbar und geht in vielen Fällen nicht einmal mit Mehrkosten für die Hersteller einher.
Die letzte Art geplanter Obsoleszenz, die in diesem Beitrag erwähnt werden soll, ist die psychologische Obsoleszenz. Hierdurch versuchen Unternehmen die Kund*innen gezielt dazu zu bewegen, sich aufgrund modischer Trends oder anderer, oftmals nahezu belangloser Änderungen neue Produkte zu erwerben, obwohl die alten noch vollkommen funktionstüchtig sind. Bewährt ist diese Praktik etwa in der Mode-, Design- und Technikbranche. Umweltschonend, oder? 😉
Unser Fazit: Ob es die geplante Obsoleszenz im Sinne bewusst eingebauter Fehler gibt, ist umstritten. Fest steht jedoch, dass es verschiedene, äußerst fragwürdige Methoden gibt, um den Neukauf gewisser Produkte schneller herbeizuführen und somit den Gewinn von Unternehmen zu maximieren. Diese Praxis ist nicht nur eine Zumutung für Menschen, die ohnehin schon jeden Cent umdrehen müssen, sondern widerspricht zudem allen Bestrebungen für einen umweltfreundlicheren Lebensstil. Was also tun, um solcherlei Produkte zu umgehen? Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag Wege aus dem Wegwerf-Wahn.